Träume, Bräuche ,und Sagen |
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Meine Mutter, Ida Kewitz, erinnert sich heute (82 Jahre) kaum noch an die Sage vom Junker auf dem Kreuzberg. Erzählt wurde sie damals aber oft, schließlich lag der Bauernhof ihres Vaters, Anton Klein, direkt am Fuße des Kreuzberges. Im Heimatjahrbuch des Landkreises Allenstein, Ostpreußen, konnte ich die Sage aber finden. Aufgeschrieben hatte sie Horst Tuguntke. Die Verfasserin ist Else Burckhardt, geb. Kogahn.(Wartenburg/Lugano) |
Erinnerungen an den Kreuzberg: Dieser Berg gehört zu meinen intensivsten Kindheitserinnerungen. Mein Vater steuerte seinerzeit ein kleines Kielboot, das mit einem Außenbordmotor versehen war, um das ermüdende Rudern gegen den Strom des Pissaflusses zu erleichtern. Am Ufer vor dem Kreuzberg hielt er auf mein Bitten und das meiner jüngeren Schwester Annemarie immer an, und wir stiegen aus, lauschten den Rufen der Kibitze, die sich im hohen Gras der Wiesen versteckten, sahen auch mal buntgescheckte Kibitzeier in Bodenvertiefungen liegen, die wir nicht berühren durften, und kletterten den Kreuzberg hinauf. Da gab es jede Menge Haselnußsträucher, und wenn die Nüsse auch noch so weiß waren, so versuchten wir sie trotzdem, denn sie schmeckten nach Sonne und Milch. Von oben hatten wir dann einen herrlichen Ausblick auf den Fluss und seine sanft gewellten Uferflächen. Mit Gruseln erzählten wir uns die Geschichte von dem Junker, der dem Teufel seine Seele verpfändet und von diesem einen Goldschatz erhalten hatte, der hier irgendwo vergraben lag. Darüber soll das Schloß erbaut worden sein, in welchem der Junker wohnte. Als er erkannte, daß er ohne seine Seele nicht länger leben konnte, verlangte er sie vom Teufel zurück. Dieser wurde so wütend darüber, daß er das Schloß mit allem, was sich darin befand, in den Boden fahren ließ. - Um den Fluch zu bannen, der nach der Überzeugung der damaligen Bewohner Wartenburgs auf diesen Berg lag, errichteten sie das hölzerne Kreuz.- Else Burckhardt, geb. Kogahn.(Wartenburg/Lugano) Foto l.unten:Ernst FrenschFoto vom Kreuzberg:Adolf Bötticher,1889. |