Spätmittelalter und Frühe Neuzeit
s folgte eine Zeit des Gegen- und Doppelkönigtums, Interregnum genannt. Bedeutsam wurde das zu dieser Zeit sich durchsetzende alleinige Königswahlrecht der Kurfürsten. Die Wahl Rudolfs von Habsburg (1273-1291) beendete das Interregnum. Seine Hausmachtspolitik brachte ihm Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain ein. Der Luxemburger Heinrich VII. (1308-1313) begründete durch Einziehung Böhmens die luxemburgische Hausmacht. Der Wittelsbacher Ludwig der Bayer (1314-1347) gewann die Mark Brandenburg und ließ sich zum Kaiser krönen. Das Königswahlrecht wurde endgültig durch die Goldene Bulle Karls IV. von 1356 gegen die Kurie zugunsten der Kurfürsten entschieden. Auch die Städte hatten dank ihrer wirtschaftlichen Macht an Einfluss gewonnen. Die Hanse errang 1370 im Stralsunder Frieden die Vormachtstellung im Ostseeraum. Unter Karl IV. (1346-1378) wurde Böhmen zum Kernland des Reichs. Sigismund (1410-1437) übertrug die Mark Brandenburg Friedrich VI. (I.) von Hohenzollern. Sachsen (-Wittenberg) ging an den Wettiner Friedrich den Streitbaren. Sigismund, 1433 zum Kaiser gekrönt, berief die Reformkonzilien von Konstanz und Basel ein, die das Schisma beseitigten. Die Hussitenkriege schwächten die Königsmacht. Durch Albrecht II. (1438-1439) wurden die Habsburger die stärkste Macht im Reich. Friedrich III. (1440-1493), 1452 als letzter Kaiser vom Papst in Rom gekrönt, konnte die Macht seines Hauses mehren (Erb- und Heiratsverträge mit Burgund, Böhmen und Ungarn).
1460 wurden Schleswig und Holstein in Personalunion mit Dänemark vereinigt (bis 1863). 1466 verlor der Deutsche Orden Pommerellen, das Kulmerland und das Ermland an Polen und musste für den restlichen Ordensstaat (Preußen) die polnische Oberhoheit anerkennen. Maximilian I. (1493-1519), durch seine Ehe mit Maria von Burgund († 1482) auch im Besitz der Niederlande und der Freigrafschaft Burgund, schritt zur überfälligen Reichsreform. Im Innern begann sich das Reich zu einem dualistischen Ständestaat zu entwickeln, in dem sich das Reichsoberhaupt und die Reichsstände gegenüberstanden, die eine monarchische Führung verhinderten. Die Städte entwickelten sich zu Zentren wirtschaftlicher Macht. Das mittelalterliche Handels- und Wirtschaftssystem wurde durch den Frühkapitalismus abgelöst. Mit dem politischen und wirtschaftlichen Wandel ging ein geistiger einher, gekennzeichnet durch Renaissance und Humanismus.
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