- Die Fastenzeit -
Am Aschermittwoch holten sich die Gläubigen das Aschenkreuz. Für die Daheimgebliebenen nahmen sie die geweihte Asche in ihren Gebetsbüchern mit nach Hause. In älterer Zeit wurde zwischen Altar und Gläubigen ein Fastentuch oder "Hungertuch" ausgespannt, zum Bedenken, daß durch die Sünde die Menschen von Gott getrennt sind. "Fleisch heraus - Fast ins Haus", hinter diesem Spruch verbargen sich viele Brauchhandlungen. Am Aschermittwoch wurden sämtliche Fleischtöpfe mit "Klunkergarn" (minderwertiges, verknotetes Garn) ausgebrannt und ausgescheuert, damit keine Fettreste darin blieben. An die Stelle von Fleisch traten eingelegte Heringe. Damit verband sich das Heringsteilen, da mehrere Familien oder die ganze Dorfgemeinschaft mehrere Tonnen Heringe zusammen bestellten.
Das Heringsteilen mußte anschließend begossen werden. Am Palmsonntag wurden Weidenzweige (als Ersatz für Palmen) geweiht. An diesen fertigte der Bauer zu Hause kleine Kreuze und steckte sie in die Saatfelder, damit sie Hagel und Unwetter fernhalten sollten. Die Zweige steckte man auch hinter den Spiegel und nagelte sie an die Stalltüren, tat sie auch ins Viehfutter und legte sie ins Gänsenest.
Die Karwoche, allgemein auch die stille Woche genannt, hatte auch einen kleinen Freudentag, den "Krummittwoch". An diesem Tage durfte man ungestraft den lieben nächsten mit Wasser begießen. Die jungen Leute weckten sich gegenseitig mit einem Guß kalten Wassers.
Am Gründonnerstag verstummten Orgel und Glocken, von den letzteren sagte man "sie wandern nach Rom". Die Meßdiener benutzten jetzt klappern oder Holzschnarren. Am Gründonnerstag wusch der Hausvater seinen Familienangehörigen zum Gedenken an die Fußwaschung Jesu die Füße.
Heute wurden die Gründonnerstag Kringel gebacken. Überall übte man das "Kringelgießen". Wer das größte Stück behielt, hatte das größte Glück im kommenden Jahr. Vielfach glaubte man auch, daß man durch den Genuß von Kringel Krankheiten abwehren könnte, besonders Fieber und Leibschmerzen.
Den Höhepunkt des Karsamtags bildete die Feuer -und Wasserweihe. Am Ostersonnabend wurde in den Häusern jedes Feuer und Licht ausgelöscht. Kaum verließ der Priester das geweihte Feuer, so rissen die Umstehenden Scheite aus dem Feuer und heim ging's im schnellen Lauf. Jeder wollte der erste sein, denn diesem, so glaubte man, würde im laufenden Jahr alles gut gelingen.
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