- Das Osterfest -
In enger Verbindung mit dem religiösen Brauchtum des Osterfestes stehen zahlreiche Volksbräuche. Nach dem Volksglauben schreitet der Auferstandene in der Frühe des Ostersonntages segnend über die Felder und erfüllt besonders die Quellen und Seen mit Heilkräften. Deshalb holte der gläubige Hausvater vor Sonnenaufgang von der eben gesegneten Quelle Wasser für die ganze Familie. Dies sollte nicht nur die Schönheit des Leibes erhalten, sondern auch Sommersprossen und allen Ausschlag vertreiben, überhaupt gegen alle Krankheiten dienen. Bedingung ist aber, daß auf dem Hin -und Rückweg sowie während des Schöpfens kein Wort gesprochen werden darf, da sonst das Wasser seine Heilkraft verliert.
In manchen Orten des Ermlands begossen sich Burschen und Mädchen am Ostermorgen gegenseitig mit Wasser. In Masuren war man in dieser Beziehung gründlicher. Nach altem Brauch wurden am Ostersonntag die Mädchen und am Ostermontag die Burschen recht kräftig gewaschen.
In der Frühe des zweiten Osterfeiertages weckte man sich gegenseitig mit grünen Birkenruten, mit denen man sich auf die Füße schlug. Bei den Langschläfern benutzte man "Kaddingsträucher" (Wacholder) oder man schüttete ihnen Wassser ins Bett. Diesen Brauch nannte man "schmackostern".
Gingen die Kinder zu Verwandten und Paten "schmackostern" sagten sie ein Verschen auf: "Ostre, Schmackostre - Green Ostre, fief Flade, seß Eier, e stöck Speck, denn geh öck glieck weg!" (Oster, Schmackoster! Fünf Eier zu Ostern, Stück Kuchen und Speck, dann lauf ich gleich weg!) Alle wurden reichlich mit Ostereiern beschenkt. Die Heimfahrt nach dem Gottesdienst wurde zur Wettfahrt, jeder wollte zuerst zu Haus sein.
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