Träume, Bräuche ,und Sagen |
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Ermländische Bräuche im Winterhalbjahr -von Elisabeth Wendl geb. Bischoff- |
31.Dezember - St. Silvester -
Am Silvester reihten sich im Ermland Volksbräuche und religiöse Bräuche aneinander. Schon am Nachmittag durften mancherorts die Schuljungen das neue Jahr "einläuten". Dies geschah auf besondere Weise. Das Glockenseil blieb heute von den Jungen unbeachtet. Eiligst kletterten sie in den Glockenstuhl. Mit einem Taschentuch wurde der eiskalte Schwengel umwunden, und nun konnte das "Beiern" losgehen. So bezeichnete man das Einläuten des neuen Jahres. - Zunächst wurde jede Glocke der Größe nach zweimal kräftig angeschlagen und dann hämmerten die Jungen mit dem Klöppel, je schneller desto besser, gegen die Glockenwand. Zum Abschluß wurde wieder im Rythmus gegen die Glocke geschlagen. Anschließend eilten die Jungen zum Neujahrsbacken nach Haus. Aus Roggenmehl und Johannestrunk wurde von der Hausfrau ein Teig bereitet. In neuerer Zeit formte sie davon einfache, runde Kuchen oder auch Sterne und stellte sie nachtsüber in die Ofenröhre. Am Neujahrsmorgen wurden sie zerkleinert und dem Vieh ins Futter gegeben. Die Hausbewohner aßen auch davon. Das Neujahrsgebäck sollte den kirchlichen Segen auf Mensch, Tier, Haus und Hof übertragen und alles Böse fernhalten. - Früher beteiligte sich an dem Neujahrsbacken die ganze Familie, das Gesinde mit einbezogen. Jeder hatte seiner Stellung nach bestimmte Figuren zu formen: der Großknecht Pferde, der Mittelknecht Kühe, die Magd kleine Schweine, die Mittelmagd das Geflügel, der Hausherr eine große Ähre. Die Kinder formte Hühnchen, Eier, einen großen Apfelbaum und die Heiligen Drei Könige. Die Hausfrau bildete aus dem Teig einen Schlüssel und ein Kreuz. Den Rest des Teigs nahm der Großknecht, setzte sich ein Kind auf die Schultern und ging in den Obstgarten. Dort bestrich er die einzelnen Bäume mit Teig; dabei sprach er:"Lewt Boomke, dräg so veel wie eck hied dräg." (Liebes Bäumchen, trag so viel wie ich heute trage.) ...weiter zu - 31. Dezember Silvester Teil II - |