Der Schimmelreiterzug!
Ein für ganz Ostpreußen eigentümlicher Brauch ist der Schimmelreiterzug.Im Ermland hatte dieser Brauch seinen festen Platz am Heiligen Abend. Obwohl aus dem gesamten Umzug nichts auf christliche Symbole oder Gestalten hinweist, sprachen die Ermländer nicht vom Schimmelreiter, sondern von "de Höllje Chröste". Dieser Brauch wurde im Ermland noch während des zweiten Weltkrieges geübt und lebt heute dort wieder auf, wo eine größere Zahl ermländischer Familien auf engbegrenztem Gebiet eine neue Heimat gefunden hat, z.B. im Siedlungsgebiet Ahrbrück/Eifel.
Der Schimmelreiterzug bestand aus über zehn vermummten Gestalten. Durch selbstgebastelte oder auch gekaufte Larven waren die Personen für die Zuschauer unkenntlich. Angeführt wurde der Zug vom Schimmelführer. Dieser konnte beliebig verkleidet sein. Doch fehlte ihm nie die lange Peitsche, mit der er durch lautes Knallen vor jedem Haus die Ankunft des Zuges meldete. Machmal führte er auch eine Schlittenglocke mit sich. Der Anführer bat bei den Hausbewohnern um Einlaß für den Schimmelreiter und sein Gefolge. Im Hause hielt er die Aufsicht über den Zug.
Die wichtigste Gestalt des Zuges ist der Schimmel bzw. der Schimmelreiter. Er wird in der Regel von einer Person dargestellt. Aus zwei Sieben und einem geschnitzten Pferdekopf zimmert man ein Pferdegestell, das mit weißen Bettlaken abgedeckt wird. Dies Gestell hängt sich ein Mann um. In jedem Haus muß der Schimmelreiter einige Geschicklichkeitsproben bestehen, z.B. über Tische und Bänke springen, was in den geräumigen Bauernstuben möglich war. Ebenso im Mittelpunkt des Umzuges stand die Gestalt der Bären. Sein Fell bestand aus Erbsenstroh. Der Bärenführer war ebenfalls unkenntlich gekleidet und trug ein Lärminstrument bei sich. Den Bär führte er an einer schweren Eisenkette.
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